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Zigarren Aging Was steckt dahinter?
Schimmel auf den Zigarren was tun?
Die Tabakpflanze jedes Blatt hat seinen Job

Zigarren Aging, was steckt dahinter

Über das sogenannte Aging, oder Reifelagern von Zigarren wird häufig kontrovers diskutiert. Ist es nötig?, macht es überhaupt Sinn? und wenn ja, bei welchen Zigarren und wie? Grundsätzlich: Wenn Temperatur und Feuchte stimmen, ist es unbedenklich, Zigarren über 10 oder gar 15 Jahre zu lagern, ob sie nun nachreifen oder nicht. Fakt ist auch: Um die Rohtabake „rauchfertig“ zu machen werden sie fermentiert. Dieser Gärungsprozess hat mehrere Stufen. In einer dieser Stufen, der Versäuerung (Acidogenese), entstehen niedere Fett- und andere Carbonsäuren, unter anderem Ammoniak. Ammoniak ist ein Gas mit beißendem, scharfen Geruch. 

Wir haben Ammoniak als einen der „Haupttäter“ ausgemacht wenn es um die Verhinderung eines angenehmen, harmonischen Geschmack einer Zigarre geht. Eigentlich sollte durch die weiteren Prozessstufen der Fermentation und der Lagerung des Tabaks dieses Gas gänzlich verschwinden. Die Betonung liegt auf „eigentlich“. Leider sind immer wieder mal Reste in den begehrten Laubstangen zu finden und machen uns Aficionados das Leben schwer.

Die gute Nachricht: Durch fachgerechte Reife-Lagerung können die betroffenen Zigarren das lästige Gas loswerden ohne dadurch ihr „wirkliches“ Aroma einzubüßen.

Die schlechte Nachricht: Es gibt leider kein Patentrezept, wodurch sich der Ammoniak bei welchen Zigarren, in welcher Zeit, gänzlich verflüchtigt. Dafür sind die Vorgeschichten und Tabakkombinationen der Zigarren einfach zu verschieden.

Es hilft hier nur selbst ausprobieren oder auf Tips erfahrener Aficionados zurückzugreifen die schon diverse Versuche durchgeführt haben. Wir bei El Humidorado haben die letzten Jahre etwas experimentiert und sind mit den Ergebnissen bei folgenden Bedingungen recht zufrieden: Lagerung im Humidor bei 65% Luftfeuchtigkeit/18°-20° Grad. Ca. einmal pro Monat etwas Frischluft zugeführt. Unter diesen Bedingungen waren nach 6 – 12 Monaten der „Stallgeruch“ und die ursprünglich unangenehme Schärfe gänzlich verschwunden. Zu beachten gilt hierbei, daß nicht die absoluten Zahlen der Feuchte und Temperatur entscheidend sind sondern die Konstanz.

Welche Zigarren kann oder sollte man dem Aging unterziehen?
Ohne dies hier biochemisch zu beweisen, sind es wohl die Ligero-Blätter (die obersten Blätter der Tabakpflanze) auf denen sich das ungeliebte Gas am hartnäckigsten hält. Da diese Blätter für die Stärke einer Zigarre verantwortlich sind, wird oft argumentiert dass auch nur bei kräftigen Zigarren eine Reifelagerung Sinn macht. Wir denken, dass auch die Stärke der Aromen eine entscheidende Rolle spielt, nach dem Motto: Nachreifen kann nur Etwas das auch vorhanden ist. Für die Aromen sind hauptsächlich die Seco-Blätter verantwortlich, deshalb kann man die Aussage mit der "Stärke" und den Ligero-Blättern nicht unkommentiert stehen lassen. Generell wird den kubanischen Vertretern ein überwiegend ein gutes Reifepotential bescheinigt.
Auch hier kurz unsere Erfahrungen: Bei den Habanos gibt es Chargen da ist es bitter nötig sie noch nachreifen zu lassen, mindestens 6 -  12 Monate. 
Wenn Sie länger Zeit haben, umso besser.

 

Schimmel auf den Zigarren was tun?

Grün oder Weiß? Das ist hier die Frage.

Bei grüner Farbe gibt es zwei Möglichkeiten: meist ist es der unbedenkliche Rest von Chlorophyll der sich auf dem Deckblatt hält. Chlorophyll ist auf den Pflanzen für die Photosynthese zuständig. Es verschwindet normalerweise bei der Trocknung der Tabakblätter. Es kommt aber immer wieder vor, daß es sich auf manchen Stellen auf den Blättern hält. Optisch nicht optimal aber absolut unbedenklich.

Ein grüner Fleck in die Tiefe und dabei noch etwas gräulich, dann wird's brenzlig. Hier liegt meist Schimmelbildung vor, die durch zu hohe Luftfeuchtigkeit entsteht (ca. 80%). Das ist Gott sei Dank sehr selten der Fall, doch es gilt dann leider: die Zigarren entsorgen und Folgendes:

Generell sollten Sie jede Ihrer Zigarren genau prüfen und den Humidor einer Grundreinigung mit einem feuchten Tuch unterziehen. Lagern Sie anschließend die von Ihnen „gesäuberten“ Zigarren einige Tage getrennt von dem Rest Ihrer Sammlung und prüfen Sie Ihr Hygrometer und die Feuchtigkeit in Ihrem Humidor. Luftzirkulation im Humidor ist wichtig, deshalb sollten Sie darauf achten, dass von Zeit zu Zeit etwas Frischluft an Ihre Zigarren kommt und der Humidor nicht zu „vollgestopft“ ist. Prüfen Sie auch, ob sich Schimmel in Ihrem Befeuchtungssystem gebildet hat, Schwammsysteme können hierbei eine Schwachstelle sein.

Ist die farbliche Veränderung auf den Deckblättern weiß, können Sie die Sache wesentlich entspannter angehen. Es ist mehr eine Art Flaum der auf den Zigarren liegt. Man spricht auch von einer „Nachfermentation“ die diesen Flaum entstehen lässt. Letztlich sind es Mineralien die auf dem Deckblatt liegen und ganz einfach mit einem sauberen Tuch entfernt werden können. Weder Aromen oder Qualität der Zigarren werden davon negativ beeinflusst, im Gegenteil, einige Aficionados deuten dies gar als Verbesserung.

 


Die Tabakpflanze, jedes Blatt hat seinen JobEine Zigarre besteht aus der Einlage, dem Umblatt und dem Deckblatt. Ein Deckblatt muss elastisch und geschmeidig sein um bei Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen nicht so leicht zu reißen. Diese Blätter sind auch für den ersten Eindruck beim Kunden zuständig, deshalb ist eine tadellose Maserung und gleichmäßige Farbgebung sehr wichtig. Um beste Ergebnisse hierfür zu erzielen werden die Pflanzen mit Stoffbahnen bedeckt, die das Sonnenlicht filtern und vor Witterungsschäden schützen. Man nennt diesen Tabak auch "Tabaco Tapado", übersetzt: bedeckter Tabak. Aus den oberen Blättern dieser Pflanzen gewinnt man die dunkleren Deckblätter. Je weiter unten desto heller.
Aufbau Tabakpflanze
Im Gegensatz dazu spricht man von "Tabaco de Sol", Tabak der Sonne. Es ist die klassische Anbaumethode unter freien Himmel. Die Blätter dieser Pflanzen werden für die Einlage und die Umblätter verwendet. Von oben nach unten kommen auch hier den Blättern verschiedene Eigenschaften zu: Medio Tiempo, die seltenen zwei Blätter an der Spitze der Pflanze sind die kräftigsten. Danach folgen die Ligero-Blätter. Würzig und kräftig, also je größer der Anteil von Ligero-Blättern in einer Einlage desto kräftiger ist meist auch die Zigarre. Die Seco-Blätter aus dem Mittelteil der Pflanze sind besonders wichtig für die Aromen. Und zu guter Letzt noch die leichten Volado-Blätter, denen eine gute Brennbarkeit bescheinigt wird. Aus diesen Blättern stellt der "Masterblender" sozusagen ein Rezept zusammen und gibt vor welche Blätter in welchen Anteilen in einer Zigarre verarbeitet werden. Die Torcedores (Zigarrenroller) fertigen mit Ihren geschickten Händen daraus dann unsere Zigarren.